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Film: Junges Licht

 

Regie: Adolf Winkelmann

Erschienen: 2016 (Ab morgen auf DVD)

Länge: 117 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

Sommerferien im Ruhrgebiet in den 60ern. Der zwölfjährige Julian hat es nicht leicht, seine Mutter schlägt gerne Kochlöffel auf seinem Hintern kaputt, seine Nachbarin benutzt die Toilette bei ihnen in der Wohnung und flirtet offensichtlich mit Julian Vater, es gibt nichts zu tun außer dem ständigen Rauch aus der Fabrik zuzusehen. Dann fährt seine Mutter mit seiner Schwester zur Oma, um sich zu erholen. Julian bleibt mit dem Vater daheim, schmiert ihm Brote, wenn er zur Arbeit muss und hilft sonntags in der Kirche. Die Sommerferien scheinen endlos bis zu dem Tag als er, sein Vater und die Nachbarstochter einen Ausflug machen, danach ist alles anders.

Junges Licht ist ein sehr interessanter Film der nicht durch Spannung dominiert, trotzdem eine gewisse Anziehungskraft hat, durch seine Bilder und durch seine Charaktere. Die triste Szenerie, die Hitze, den Rauch der Fabrik, fast schmeckt man ihn auf der Zunge. Und dann ist da der interessante Wechsel zwischen Schwarz-weiß, Farbe, zwischen Querformat und Hochformat. Ich habe am Anfang versucht ein Muster zu entdecken, wann der Film ins Schwarz-weiß wechselt oder in das andere Format. Irgendwann vergaß ich glatt das es da einen Wechsel gibt, so sehr nahm der Film mich ein. Ob dieses Spiel dem Film etwas schenkt wage ich zu bezweifeln, aber es ist im Nachhinein interessant zu beobachten wie wenig man darauf achtet, wenn der Film so gut ist, dass man keine Zeit hat sich mit so etwas Nebensächlichem wie der Farbe des Films zu beschäftigen. Vom Inhalt her hatte ich nach dem Trailer und den ersten Minuten des Films meine Zweifel ob der sich auf 117 Minuten behaupten kann, oder ob ich dann vielleicht schon eingeschlafen bin. Aber das Gegenteil war der Fall, hellwach, die Zeit vergessend, ich wurde erst durch den Abspann aus meiner Trance geweckt und kann nicht wirklich sagen was mich an dem Film gereizt hat ihn weiter zu schauen. Es ist dieses Gefühl das man kennt wenn man seine Sommerferien schon mal in einem Kaff verbracht hat wo es nichts zu geben scheint. Hitze, endlose Tage des Nichts tun, Freunde mit denen man sich trifft, Wolken denen man nachschaut, weil es nicht interessanteres gibt dem man nachschauen könnte. Dieses Gefühl erweckt der Film wieder. Nebenbei präsentiert er eine tolle Kulisse, einen zwar lispelnden aber brillanten kleinen Julian und einen durchweg guten Cast. Wenn man es schafft schon mit so wenig auf 117 Minuten zu glänzen hat man etwas richtig gemacht! Junges Licht ist bestimmt nicht für die breite Masse gemacht, aber für alle die mal jung waren und sich in den Sommerferien gelangweilt haben, für alle die einen Ausflug in einen in sich und seinen Bildern ruhenden Film machen wollen, der kleine und große Grausamkeiten sowie den Blick vom Balkon auf rauchende Schlunde bereit hält.

Meine Meinung: