Film: der Hauptmann

 

Regie: Robert Schwentke

Erschienen: 2018

Länge: 119 min

FSK: 16

 

Meine Kritik

 

1945. Willi Herold wird gejagt vom Hauptmann Junker, der ihn für einen Deserteur hält. Als er dem Hauptmann und seinen Leuten entkommen kann findet er einen Wagen in dem nicht nur Essensvorräte liegen sondern auch die Uniform eines Hauptmannes. Diese zieht er nach kurzem überlegen statt seiner eigenen an als ihm plötzlich ein Gefreiter auftaucht. Dieser hält ihn natürlich prompt für einen Hauptmann und ordnet sich ihm unter. Er hilft Willi den Wagen aus dem Loch, in dem dieser stecken geblieben, ist zu befreien und kutschiert ihn dann ins nächste Dorf. Dort ist man gegen Ende des Krieges nicht mehr so erfreut einen deutsches Hauptmann zu begegnen. Doch Willi ergreift seine Chance und erklärt den Menschen in einer Gaststube, dass er gekommen sei um ihnen den Schaden zu ersetzten den sie durch Plünderer erfahren haben. Das stimmt die Menschen milde und Willi darf sich dort einquartieren. Doch schon bald muss er die Aufgaben eines Hauptmannes übernehmen, was ihn vor eine schwierige Entscheidung stellt. Als sie dann in einem Camp ankommen wo Deserteure auf ihr Urteil warten ist Willi Herold schon lange nicht mehr nur ein gefreiter auf der Flucht.

 

Robert Schwentke hat eine interessante Filmbiografie die sich nach seinem ersten deutschen Film „Tattoo“ spaltet und ihn nach Amerika führt wo er nicht zuletzt die Blockbuster Verfilmung der „die Bestimmung“ Reihe innewohnte. Der Hauptmann ist sein erster deutscher Film seit langem und verlangt dem normalen Publikum schon einiges ab. Ähnlich wie seine Regiearbeit zu „R.E.D“ ist auch der Hauptmann der durch die Gewaltszenen geprägt die sich dennoch auf einem Sarkasmus stützten der schwierig zum Inhalt passt. Ich habe während den knapp zwei Stunden Film immer wieder überlegt ob die stark übertriebenen Sequenzen die mit schwarzen Humor unterlegt sind, bei der Hintergrundgeschichte die auf wahren Begebenheiten beruht, angemessen sind. Auch er Look des Films grenzt sich stark ab von anderen Filmen ähnlichen Inhaltes. Die Bilder sind schwarz weiß gehalten, was den Gesichtsausdruck von Max Hubacher der den Willi spielt nur noch verstärkt und die Veränderung seines Blickes hervorhebt. Max Hubacher gibt hier eine sehr starke Leistung ab und dürfte spätestens nach diesem Film weitgehend im Gedächtnis bleiben. Auch der restliche Cast ist fein säuberlich ausgesucht, so geben sich Frederick Lau, Milan Peschel und Alexander Fehling die Ehre und dem Film eine gute Note wunderbarer Schauspieler dazu. Dem Film die Farbe zu nehmen gibt ihm gleichzeitig die Chance stärker auf seine Figuren eingehen zu können. Auch die Schrecken hält er bewusst gering, so werden Gewaltsequenzen eingeschränkt, in dem man nicht immer genau zeigt was geschieht. „Kleider machen Leute“, dieser Buchtitel von Gottfried Keller spiegelt sich auch in „der Hauptmann“ wieder. Und das dies nicht nur nach außen das Auftreten verändert sondern auch nach Innen verändern kann, das spiegelt sich in der bösartigen Gestalt des Willi Herold wieder, der mit nur 19 Jahren mehr als 100 Leute zu Tode verurteilte, ohne die Verfügung dazu gehabt zu haben. Eine erschreckende Geschichte die hier aufgearbeitet wird und das durchaus in beängstigenden, groß aufgezogenen Bildern. Die Ironie dabei in immer steigernden Humor einzufangen fällt gegen Ende nicht zu arg auf. Nach den zwei Desaster Teilen von „die Bestimmung“ ist Schwentke eine 180 Grad Wendung gelungen stilsicher und ohne viele Effekte, ohne prächtige übersättigte Bilder, hat er eine ganz einfache Art gefunden die Geschichte des Willi Herold einzufangen und auf die Leinwand zu transportieren. Das der Film eben hier und da in seiner Machart und dem düsteren Humor manchmal übers Ziel hinausschießt, passt vielleicht aber eben auch zu der Figur des Willi Herold und so fügt sich ein ums andere alles zusammen und lässt einen in 119 Minuten die Wandlung einer Figur mit der wir uns identifizieren können in etwas ganz anderes miterleben und das ist Schwentke unglaublich gut gelungen. 

 

Meine Meinung: