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Film: The Florida Project

 

Regie: Sean Baker

Im Kino seit: 15. März

Länge: 111 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

It's only the second week of summer and there's already been a dead fish in the pool. 

We were performing a science experiment: we were trying to get it back alive.“

 

Moonee ist sechs Jahre alt und lebt zusammen mit ihrer Mutter, ihrem besten Freund und seiner Mutter im Magic Castle Motel, direkt neben Disney World. Was so magisch klingt ist in Wirklichkeit der tägliche Kampf darum genug Geld für das Motelzimmer zusammen zu bekommen. Doch davon bekommt Moonee eher weniger mit. Zusammen mit ihren Freunden stellt sie Magic Castle auf den Kopf Sie bespucken andere Autos, schalten den Strom ab und stecken versehentlich sogar ein leer stehendes Haus in Brand. Der Motelmanager Bobby hat eine Menge zu tun mit den Kids und mit Moonees 22 jähriger Mutter. Immer wieder erklärt er dieser das sie auf ihre Tochter acht geben muss und das sie die Kindern nicht ständig alleine lassen soll. Doch Halley hat ihre eigenen Ansichten und pfeift auf das was andere ihr sagen, genauso wie ihre Tochter. Lieber verkauft sie billig kopiertes Parfüm vor teuren Hotels für das doppelte, während Moonee mit ihrer besten Freundin auf Safari geht. Die Welt gehört ihnen, solange das niemand mitbekommt.

 

Florida Project wurde Disney World in der Bauphase getauft und Project steht in Amerika auch für Slums. Diese Doppeldeutigkeit im Titel findet sich auch im Film immer wieder. Moonee und Halley wohnen im Magic Castle einem Traum aus Pastelllila und Pastellbeige, doch während das ganze von draußen wie ein Schloss aussieht bröckelt die Fassade im Inneren. Sean Baker zeigt in Florida Project ein eingefangenes Portrait über Menschen am Rande der Armut, in der sie festhängen. Dabei geht Baker ganz filigran an die Geschichte heran. Im Zentrum steht ein sechsjähriges Mädchen und aus ihrer Sicht wird die Geschichte erzählt. Das bedeutet wir erleben den Wahnsinn einer Kindheit, die Freiheit, die Sorglosigkeit, die Verständnislosigkeit und die bedingungslose Liebe welche Moonee nun mal zu geben bereit ist, mit. Und dabei ist Baker immer nah dabei, fängt die Menschen nicht nur in der Geschichte wie in einem Portrait ein, sondern auch in seinen Bildern. Und diese Bildern sind voller Farbe trotz der traurigen Geschichte, sie sprießen vor Ideen, ob die Kamera mal von unten Bobby einfängt wie er vor einem blau, rosa Himmel den Menschen in Magic Castle zuruft das er sie liebe, oder eine Moonee die gleichzeitig Erdbeeren und Himbeeren isst. Auch finden Geräusche einen größeren Platz als Musik und so spürt man den Film in allen Facetten und einem werden keine Emotionen durch emotionale Musik aufgedrängt die nicht wirklich da sind.

Dennoch sind es die Menschen welche die Geschichte tragen. Ganz einfach und pur, ohne große Mittel. Genau so schafft es auch Brooklyn Prince erstaunlich gekonnt ihre Rolle zu verkörpern. Sie spielt mit so viel Leidenschaft und kindlicher Freude und bringt alle Emotionen so einfach herüber das es einem das Herz aufgehen lässt und man dieses kleine freche Energiebündel sofort ins Herz schließt. Erst recht mit ihrer Wahnsinns Performance gegen Ende wo sie nicht nur weint, sondern wirklich herzerwärmend schluchzt. Da stellt sich einem die Frage: Was haben sie mit dem Kind gemacht das es so abliefert und auf den Punkt Dinge spielen kann die nicht einmal großartige Schauspieler mal eben so abrufen können. Zu Recht behaupteten da einige Kritiker das diese Leistung schon Oscarwürdig sei. Wenn Brooklyn jetzt schon solch ein Talent in sich hat, kann man nur erahnen was da noch kommen mag. Ebenso zur Neuentdeckung Bria Vinaite welche die Mutter von Moonee spielt. Von oben bis unten mit Tattoos bedeckt, blau ausgewaschene Haare und knappe Outfits. Bria spielt die Mutter welche im Kampf mit sich selbst und dem auftreiben des Geldes fürs Motelzimmer zu kämpfen hat. In diesem Kampf hat Moonee selten Platz. Diese Zerrissenheit die immer wieder in Beleidigungen anderer Leute ihren Ausdruck findet, diese Rotz freche Göre die dennoch einen liebevollen Kern beinhaltet. Der Charakter ist so wunderschön und hässlich zugleich und Bria glänzt auf der Leinwand als Halley, die am Ende ist mit allem. Geschichten müssen nicht große Lasten tragen, niemand muss die Menschheit retten damit das Publikum hinschaut. Hier ist es nur ein sechsjähriges Mädchen das die Welt noch als großen, bunten, fröhlichen Spielplatz sieht. Bakers Geschichte weilt noch lange in den Köpfen und Herzen der Zuschauer und vermag durch wenig ganz viel zu schenken. 

 

Meine Meinung: