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Buch: Eins

 

Autor: Sarah Crossan

Erscheint am: 29.1

ISBN: 9783958540576

Verlag: mixtvision

 

Meine Rezension

 

"Nicht mehr Bühnenrechts sondern Bühnenmitte"

 

Tippi und Grace sind Zwillinge, aber nicht irgendwelche Zwillinge sondern siamesische. Das heißt die teilen sich 2 Beine und ihr Darm ist zusammen gewachsen. Ansonsten sehen sie aus wie jeder andere Mensch. Grace ist eher die Stille zurückhaltende, während Tippi vorlaut ist. Doch wenn Grace krank ist, ist es auch Tippi. Sie teilen vieles, nicht aber ihre Träume und Wünsche. Und als man sie auf eine ganz normale Schule schickt, weil sich die Eltern nicht mehr den Hausunterricht leisten können, teilen sie auch ihre Ängste. Denn sie hassen es angeschaut zu werden. Dann lernen sie Yasmeen und Jon kennen. Die beiden sind auch Außenseiter und die beiden finden es nicht schlimm, das sich Tippi und Grace einen Teil ihres Körpers teilen. Aber Grace findet das auf einmal schlimm, denn sie fängt an sich in Jon zu verlieben und will manchmal gerne mit ihm alleine sein. Aber das geht nicht. Dann passiert es und nichts ist mehr wie es einmal war. Grace und Tippi werden vor ihre schwierigste Entscheidung gestellt.

 

Es ist die Geschichte darüber wie es ist zwei zu sein, wie es ist eins zu sein. Und der Titel verrät hier schon so viel. Aber da es ein besonderes Buch ist fang ich auch mal ganz anders an als sonst. Zuallererst, der Umschlag ist durchsichtig. Das hatte ich noch nie, und wenn man ihn wegnimmt hält man das Ende schon in den Händen. Alls ist hier sehr Symbolhaft. Der Aufbau ist in Versform. Nach Faust von Goehte, welches mehr als schwer zu lesen war, ist dieses das zweite Buch in Versform was ich gelesen habe. Dabei gibt die Versform diesem Buch viel Leichtigkeit. Man merkt gar nicht wie viele Seiten man schon gelesen hat, weil sie einem nur so durch die Finger gleiten. Das macht es leichter, auch wenn das Thema schwer ist. Ich hätte gerne mehr von dem Leben der beiden erfahren, nicht nur von ihren Gedanken. Denn als Mensch der sich mit dem Thema siamesische Zwillinge noch nicht auseinander gesetzt hat, ist es schwer vorstellbar. Ich weiß zum Beispiel nicht wie anstrengend so ein Leben ist, was man aufgeben muss und wie der Alltag aussieht. So hat es sich eigentlich fast immer angefühlt als wäre Grace alleine, weil die ganze Geschichte aus ihrer Sicht ist. Nur manchmal, wenn Crossan mehr auf die beiden zusammen eingegangen ist, habe ich die schwere ihres Schicksals gespürt. Es ist ein Gedicht, ein Gedicht an die Liebe, oder wie Grace sagt ein Nachruf, ein Nachruf an die Liebe. Ich muss ebenfalls zugeben, das ich anfangs nicht überzeugt war, das ich die Versform nicht passend fand für ein so bedrückendes Thema, das ich die Versform zu plötzlich ausgewählt fand. Im nachhinein fällt mir auf, das Crossan dadurch etwas Besonderes geschaffen hat, genauso wo Tippi und Grace. Es sind 400 Seiten Leben, Liebe, Angst, Hoffnung, Qual und Schmerz, doch auf der letzten Seite verblasst dies alles, denn es waren vielmehr 100 Seiten Lachen, Singen, Tanzen und Finden. Für mich wurden aus Eins, zwei und nicht umgekehrt. Es ist eine Geschichte über eine Familie mit alltäglichen Problemen und nicht alltäglichen Problemen, eine Geschichte über Geschwister die sich genauso hassen und lieben wie alle anderen. Es ist die Geschichte von Grace und Tippie, Tippi und Grace, Zigaretten, Alkohol, erste Küsse, krach mit Erwachsenen, Hass auf Schule, Hass auf das Leben. Eben ganz normal und doch verschieden.

 

Meine Meinung: