Emily Kusche beim Pressetag in Berlin/Fotocredit: Nicola Scholz
Emily Kusche beim Pressetag in Berlin/Fotocredit: Nicola Scholz

Einzigartig und unvergesslich

Ein Interview mit Emily Kusche

 

„Das wichtigste Thema des Films ist, dass man auf sich selbst hören muss.“

 

Ein endloser Sommer liegt vor Nini und Jameelah, doch die beiden haben große Pläne für diese Ferien. In Berlin treffe ich am Vormittag der Premiere die beiden Mädels aus dem Film zum Interview. Es ist nicht das erste Mal das ich sie treffe, habe ich doch meinen ganzen letzten Sommer mit ihnen am Set jenes Filmes verbracht. Umso mehr freue ich mich die beiden wiederzusehen und ein wenig mehr zu erfahren, Fragen zu stellen die ich bisher noch nicht gestellt hatte. Die beiden haben gute Laune, die Sonne scheint endlich wieder und mir brennt die Frage auf den Lippen: Hat Emily denn vor dem Film bzw. vor dem Casting das Buch gelesen?

„Ja. Ich hatte das Buch gelesen bevor ich wusste das es verfilmt werden soll.“

 

„Der Roman hat mich sofort gepackt.“

 

Der Roman von Stefanie de Velasco ist nicht ganz ohne, ein düsteres Freche Mädchen Buch, das auch mal die Abgründe des Erwachsenwerdens zeigt. Was waren Emilys erste Gedanken zum Roman?

„Der Roman hat mich sofort gepackt“, antwortet Emily. Sie liest gerne auch mal ernste Themen, vor allem wenn sie so realistisch sind. Bei Tigermilch kam dazu, dass es um zwei Mädchen geht die genau in ihrem Alter waren, als sie das Buch gelesen hat.

 

Wie wird man dann letztendlich darauf aufmerksam das ein Buch, das man dazu sehr gerne gelesen hat, verfilmt wird.

Emilys Mutter ist Produzentin und hat über die Regisseurin Ute Wieland erfahren, dass Tigermilch verfilmt werden soll. Da war klar, dass Emily zum Casting gehen wollte. Sie hatte sich schon während des Lesens vorgestellt, Jameelah zu spielen.

 

Inwiefern ähneln sich Emily und Jameelah?

„So wie Jameelah lebt, da haben sie und ich wenig gemeinsam“, sagt Emily. Auch das was Jameelah erlebt hat, in ihrer Vergangenheit, kann sich Emily nur schwer vorstellen. „Sie ist eine sehr selbstbewusste Person, lässt sich nicht viel sagen, ist ehrgeizig und zielstrebig, das kann ich auch über mich sagen“, ergänzt Emily.

 

Was war die erste Reaktion als der Anruf kam: Du hast die Rolle?

Den Anruf gab es so gar nicht. Es war ein ziemliches hin und her, mehrere Castings und sehr unsicher ob Emily und Flo die Rollen dann am Ende bekommen sollten, denn eigentlich waren sie noch zu jung und man wollte ältere besetzten. „Es war eine mega Überraschung, weil es so unsicher war“, sagt Emily noch dazu.

 

„Die Zeit mit dem Team, weil wir uns alle super verstanden haben.“ - zu der Frage, welche ihre schönsten Erinnerungen an den Dreh sind -

 

Ute Wieland hatte eigentlich nach älteren Mädchen gesucht die jünger aussehen, am Ende aber musste sie resignierend feststellen, dass man den 15-jährigen ansieht das sie 15 sind. Was hat sich für Emily zwischen diesem und letztem Jahr verändert? Wieso würde sie sagen das sie nur als 14-jährige die Rolle hätte so spielen können?

„Gar nicht so viel, überlegt Emily, aber der Schritt von 14 zu 15, der klingt nochmal anders.“

 

Der Dreh liegt nun genau ein Jahr zurück. Was sind da die schönsten Erinnerungen die man noch aus der Zeit hat?

„Die Zeit mit dem Team, weil wir uns alle super verstanden haben“, sagt Emily prompt mit einem großen Lächeln. Natürlich erinnert sie sich auch noch an bestimmte Szenen, wie die, wo sie nackt auf der Wiese tanzen mussten. „Die bleiben einem dann schon im Gedächtnis“, sagt Emily.

 

Jameelah steht auf Lukas und natürlich kommt es dann auch unvermeidlich zu einem Kuss. Emily grinst, als ich das erwähne. Es war ihr erster Filmkuss. Aber wie bereitet man sich darauf vor, macht man sich da viele Gedanken vorher?

„Ich kannte August, der die Rolle von Lukas spielt, schon vorher. Ehrlich gesagt habe ich mir da nicht viele Gedanken gemacht, sondern es in dem Moment einfach „gemacht“. Ein Filmkuss ist ja nichts Schlimmes und es war ja auch eine tolle Erfahrung“, erzählt Emily.

 

Emily und Flo hatten als Jameelah und Nini manchmal ganz schön krasse oder wie Jameelah sagen würde „krosse“ Szenen. Haben sie sich im Vorfeld besonders auf diese vorbereitet? Und gab es dann bestimmte Methoden um in diese Momente zu schlüpfen?

„Am Anfang war das schon so „wow okay“, vor allem weil ich viele Dinge aus meinem echten Leben so nicht kenne. Aber das coole ist, dann, man kann im Film ausprobieren, was man im echten Leben nie gemacht hätte“, erklärt Emily. Wie zum Beispiel nachts nackt auf einem Spielplatz tanzen. „Ich mag Herausforderungen und hatte daher auch keine Angst davor“, fügt Emily hinzu. Vier Wochen vorher gab es dazu noch ein intensives Coaching, sodass Emily und Flo dann perfekt vorbereitet waren für die schwierigen Momente im Film.

 

Am Dienstagabend war dann, nachdem der Film schon Premiere auf dem Filmfest in München feierte, endlich die Berlin Premiere. Ist man dann überhaupt noch aufgeregt?

„Ja“, gibt Emily zu. Vor allem waren in München nur die wichtigsten Darsteller dabei und auch kaum welche von der Crew. „In Berlin kamen viele Freunde von mir und Familie und das ist dann nochmal was anderes.“

 

„Berlin ist groß und es gibt nicht nur den Fernsehturm oder das Brandenburger Tor.“ - zu den von Tigermilch -

 

In dem Film geht es nicht nur um die Freundschaft zwischen Nini und Jameelah. Was ist für Emily das wichtigste Thema des Films?

„Das wichtigste Thema ist, dass man auf sich selbst hören muss. Im Endeffekt passiert sehr viel im Film und es geht immer um diese Freundschaft, aber es geht auch um die innere Stärke, um Situationen in denen man sich selber Mut machen muss“, fasst Emily die Stimmung des Films zusammen.

 

Der Film spielt in Berlin und es wird viel von Berlin gezeigt. Doch wo andere Filme im Zusammenhang mit Berlin häufig den Fernsehturm oder das Brandenburger Tor zeigen, sieht man in Tigermilch auch mal andere Ecken der Hauptstadt. Ist das wichtig auch mal die andere Seite einer Stadt zu sehen?

„Berlin ist groß und es gibt nicht nur den Fernsehturm oder das Brandenburger Tor, das sind auch nicht unbedingt die schönsten Gegenden. Es gibt Ecken, die man vielleicht noch nicht kennt, in denen ist es viel bunter. Außerdem macht es das auch interessanter, wenn man mal was neues sieht“, erklärt Emily die Vielfalt der Drehorte von Tigermilch.

 

„Sie war auch schon vorher mein Vorbild und ist es immer noch.“ - zu ihrer Rolle der Jameelah und was sie vom Dreh mitnimmt - 

 

Wer ist Emilys Held/in?

„Meine Mutter, sie war schon immer mein Vorbild, hat mich immer Aufgebaut und mir so viele Sachen gesagt die unheimlich wichtig sind für das Leben.“

 

Nini und Jameelah haben ja ganz besondere Pläne für ihre Sommerferien. Wie sahen Emilys Pläne für diesen Sommer aus?

„Ich war bisher hauptsächlich im Urlaub, Freunde treffen, die Premiere von Tigermilch feiern.“ Vor allem da sie die letzten Sommerferien am Set verbracht hat war es für sie ganz schön mal wieder wegzufahren.

 

Mit der Rolle der Jameelah in Tigermilch hat Emily ihre erste Hauptrolle ergattert. Wie geht es jetzt weiter?

„Dieses Frühjahr habe ich noch einen Film gedreht“, sagt Emily. Es macht ihr auf jeden Fall Spaß und sobald sie mit der Schule fertig ist hätte sie auch Lust sich in dem Bereich weiter auszuprobieren. „Aber Schauspielerei ist ja ein ziemlich unsicherer Job. Ich habe zum Glück auch noch andere Sachen die mich interessieren.“ Auf jeden Fall wird es aber nicht ihr letztes Mal vor der Kamera gewesen sein.

 

Was für Erfahrungen nimmt sie mit von Tigermilch?

„Ich nehme vieles mit, auch von meiner Figur. Ich finde es faszinierend wie Jameelah sich in den schwersten Situationen Mut macht, wie stark sie ist und dass sie ihren Gefühlen treu bleibt. Das habe ich für mein eigenes Leben mitgenommen.“

 

Wie würde Emily den letzten Sommer in einem Satz zusammenfassen?

„Es war einzigartig und unvergesslich.“