Flora Li Thiemann beim Pressetag in Berlin/Fotocredit: Nicola Scholz
Flora Li Thiemann beim Pressetag in Berlin/Fotocredit: Nicola Scholz

Das echte Berlin

 Ein Interview mit Flora Li Thiemann

 

„Er versteckt nichts, zeigt auch mal was andere Filme nur im Ansatz zeigen würden.“ - zu der Frage, was den Film von anderen Coming-of-age Geschichten unterscheidet -

 

Ein endloser Sommer liegt vor Nini und Jameelah, doch die beiden haben große Pläne für diese Ferien. In Berlin treffe ich am Vormittag der Premiere die beiden Mädels aus dem Film zum Interview. Es ist nicht das erste Mal das ich sie treffe, habe ich doch meinen ganzen letzten Sommer mit ihnen am Set jenes Filmes verbracht. Umso mehr freue ich mich die beiden wiederzusehen und ein wenig mehr zu erfahren, Fragen zu stellen die ich bisher noch nicht gestellt hatte. Die beiden haben gute Laune, die Sonne scheint endlich wieder und mir brennt die Frage auf den Lippen: Was waren Floras erste Gedanken zur Rolle von Nini?

„Am Anfang dachte ich das mich die Rolle total überfordert, dass ich keine Gemeinsamkeiten mit Nini hätte, weil sie ein ganz anderes Leben führt und eine ganz andere Familiensituation hat. Umso mehr wir uns allerdings mit unseren Rollen beschäftigt haben, desto mehr habe ich gemerkt wie ähnlich wir uns dann doch sind. Wir haben dieselben Instinkte, dieselbe Denkweise und Nini bekommt genauso wie ich sofort ein schlechtes Gewissen, wenn sie merkt das irgendwas nicht stimmt“, fasst Flora zusammen.

 

Hatte Flora den Roman vorher gelesen?

„Ich wurde zum Casting eingeladen, da hatte ich Stefanies Buch noch nicht gelesen, nur die Kurzbeschreibung. Und direkt einen Tag danach habe ich mir das Buch gekauft und sofort durchgelesen, normalerweise lese ich nicht so viel“, antwortet Flora.

 

„Ich hatte Lust darauf mal was „krasses“ zu spielen, was auch in Berlin stattfindet.“

 

Was war dann die erste Reaktion als der Anruf kam: Du hast die Rolle?

Den Anruf so gab es so nicht. Erstmal wurden auch ältere Schauspielrinnen gecastet, weil es mit denen leichter ist zu drehen, wegen den Zeiten die man am Set sein darf. „Es hieß immer, eigentlich würden wir dich nehmen, wir müssen nur gucken ob wir das hinkriegen“, erzählt Flora. Als sie dann endlich feststand, war das eine Pure Erleichterung für die junge Schauspielerin.

 

Hatte es beim Casting zwischen dir und Emily schon so gut funktioniert wie später auf der Leinwand?

„Ich hatte vorher auch mit anderen gecastet und dann einmal mit Emily und das hat sofort gepasst. Wir hatten lustigerweise auch dieselben Schuhe an dem Tag an“, lacht Flora.

 

Man wollte auch nicht die Touri Gegenden zeigen, sondern das echte Berlin.“ - zu dem Dreh in der Hauptstadt -

 

Ute Wieland hatte eigentlich nach älteren Mädchen gesucht die jünger aussehen, am Ende aber musste sie resignierend feststellen, dass man den 15-jährigen ansieht das sie 15 sind. Was hat sich für Flora zwischen diesem und letztem Jahr verändert? Wieso würde sie sagen das sie nur als 14-jährige die Rolle hätte so spielen können?

„Auch durch den Film eine Menge, gibt Flora zu, genau das brauchte der Film, dass man diese ganzen Erfahrungen noch nicht durchgemacht hatte, dass man das mit dem Film alles das erste Mal erlebt, das habe ich nie gespielt, sondern in diesem Moment auch wirklich so empfunden.“

 

Emily und Flo hatten als Jameelah und Nini manchmal ganz schön krasse oder wie Jameelah sagen würde „krosse“ Szenen. Haben sie sich im Vorfeld besonders auf diese Vorbereitet? Und gab es dann bestimmte Methoden um in diese Momente zu schlüpfen?

„Wir hatten vor dem Dreh eine lange Vorbereitungszeit mit unserer Coachin und der Regisseurin. Der Schlüssel ist, glaube ich, nicht sich vor der Szene so sehr mit dem was man gleich spielen muss zu beschäftigen, sondern man muss sich generell in die Rolle reinfinden“, sagt Flora. Wenn man dann vollends in der Rolle drin ist dann kommt der Rest auch von selbst!

 

Ich sage gerne, das Tigermilch das „Tschick“ für Mädchen ist. Was hebt in Floras Meinung nach von anderen Coming-of-age Geschichten ab?

„Er versteckt nichts, zeigt auch mal was andere Filme nur im Ansatz zeigen würden. Es ist auch weniger eine Geschichte, sondern wird so dargestellt wie es wirklich ist!“, sagt Flora. Der Film will die Wahrheit zeigen, die Jugend in Berlin, wenn auch nicht verallgemeinert. Da nimmt er auch keine Rücksicht auf das Publikum was es vielleicht gewohnt ist das solche Filme um die grenzwertigen Szenen herum tänzeln. Da müssen sie sich bei Tigermilch auf was gefasst machen!

 

„Ich bin emotional gewachsen.“ - zu der Frage, was sie von der Zeit mitnimmt -

 

Der Film spielt in Berlin und es wird viel von Berlin gezeigt. Doch wo andere Filme im Zusammenhang mit Berlin häufig den Fernsehturm oder das Brandenburger Tor zeigen, sieht man in Tigermilch auch mal andere Ecken der Hauptstadt. Ist das wichtig auch mal die andere Seite einer Stadt zu sehen?

„Genau, in Gropiusstadt zum Beispiel war ich vorher noch nie“, fängt Flora an. Er zeigt eine Menge von Berlin, ob den Kudamm oder Grunewald, die Unterschiede zwischen der Klassengesellschaft wird auch hier deutlich. „Man wollte nicht die Touri Gegenden zeigen, sondern das echte Berlin.“

 

Was sind Floras schönste Erinnerungen vom Dreh? Was nimmt sie vielleicht auch mit aus der Zeit?

„Ich habe so viel mitgenommen, schwärmt sie, weil ich auch wirklich alles was ich im Film als Nini mache, auch als Flora zum ersten Mal gemacht habe. Ich habe dadurch auch sehr viel gelernt, bin emotional gewachsen und ich weiß jetzt wie ich mich mit mir selbst verbinde um solche Rollen zu spielen.“

 

Nini und Jameelah haben ja ganz besondere Pläne für ihre Sommerferien. Wie sahen Floras Pläne für diesen Sommer aus?

„Mein Motto war: Ferien genießen“, lacht Flora. Sie hat das Gefühl das man das Schuljahr über auf die Ferien hinarbeitet und dann sind sie schneller um als man denkt.

 

Wer ist Floras Held/in?

„Meine Eltern. Die haben immer Recht und stehen immer hinter mir.“

 

 Was ist das wichtigste Thema des Films?

„Freundschaft“, sagt sie nach kurzem Überlegen. Natürlich auch das Erwachsenwerden und das Leben in Berlin, aber die Freundschaft steht doch im Zentrum von all dem.

 

Flora hat schon früh angefangen mit der Schauspielerei. Wie sehen die Pläne für die Zukunft aus?

„Das wäre mein Traum, dass auch später noch machen zu können. Nächstes Frühjahr kommt eine internationale Produktion raus, da steht der Name aber noch nicht fest.“

 

Wie würde Flora den letzten Sommer in einem Satz zusammenfassen?

„Was Neues erleben“, sagt Flora nach kurzem Überlegen.