Lena Klenke beim Pressetag in Berlin/Fotocredit: Nicola Scholz
Lena Klenke beim Pressetag in Berlin/Fotocredit: Nicola Scholz

Höre nie auf zu Kämpfen          Ein Interview mit Lena Klenke

„Als erstes dachte ich: Okay wow, dafür muss ich Reiten lernen“

„Rock My Heart“ ein wunderschöner Titel für einen Film, ein sehr außergewöhnlicher Name für ein Pferd. Aber nicht nur das Pferd ist in dem Film ein wenig anders, auch Jana ist es, denn sie hat einen Herzfehler. In Berlin treffe ich die Hauptdarstellerin Lena  Klenke zum Interview.

Was waren Lenas ersten Gedanken, nachdem sie das Drehbuch gelesen hatte?

„Als erstes dachte ich: Okay wow, dafür muss ich Reiten lernen. Ich hatte vor dem Film keinen Bezug zu Pferden. Der nächste Gedanke war direkt: und ich spiele eine Herzkranke.“ Lena freute sich aber auf diese schauspielerische Herausforderung. „Die Geschichte las sich super interessant, weil es eben nicht nur von einem Mädchen und einem Pferd handelt, sondern um einen junge Menschen, der trotz seines Herzproblems etwas erleben will

Wie bereitet man sich auf eine solche Rolle vor?

Lena hat im Vorfeld viel mit dem Regisseur Hanno Olderdissen über die komplexe Thematik gesprochen und sich auch Dokumentationen zu dem Thema angesehen. „Wir haben uns mit zwei Familien getroffen, die Kinder in dem Alter mit diesem Herzfehler haben. Das hat mir sehr geholfen, weil wir ihnen alle Fragen stellen konnten, die uns noch beschäftigt haben.“ Drum herum haben sich Lena und Emilio, der Janas Freund spielt, einen kleinen Kosmos gebaut, der sich zum Beispiel um Dinge wie „was muss man im Hinterkopf behalten: Wie schnell kommt die Atemnot und wann setzt man das Spray ein“ dreht.

Was gefällt dir am meisten an Jana?

„Das sie ihren eigenen Kopf hat und das sie sich immer durchsetzt, auch wenn es mal gefährlicher ist. Das kenne ich auch gut von mir“, gesteht Lena.  Und dass sie selbstständig sein möchte, was eben nicht so leicht ist mit der Krankheit“, kann Lena auch gut nachvollziehen.

 

Lena war vorher keine Reiterin, kann sie nach dem Film die Faszination Reiten und auch Pferderennsport nachvollziehen?

„Ja auf jeden Fall“, antwortet sie sofort, „ich bin durch das Reittraining nochmal fast zum kleinen Pferdemädchen geworden. Pferde sind wahnsinnig tolle Tiere von denen man auch viel lernen kann“, schwärmt Lena.

„Das ist eine Faszination die nie aufhören wird“ - zur Frage wieso Pferdefilme wieder so populär sind.

Also reitet Lena auch weiterhin?                                                                                                                                    „Ich würde sehr gerne“, gesteht sie. Aber sie wohnt in der Stadt und ehe man da mal rausfährt und sich dem Reiten wirklich widmen kann, vergeht viel Zeit, Zeit welche die junge Schauspielerin momentan einfach nicht hat.

Hand aufs Herz: Wie anstrengend ist Reiten?

„Wow sehr anstrengend, wenn man es richtig macht“, gesteht Lena, „ich hatte noch nie so viel Muskelkater.“

Pferdefilme sind gerade wieder populär geworden. Alleine der neue Ostwind Teil hatte schon 1 Million Zuschauer. Wie kannst du dir das erklären?

„Für die jüngeren Kinogänger ist das glaube ich immer noch wahnsinnig spannend, die Verbindung zwischen einem Tier, wie dem in diesem Filmen ein Pferd, und einem Mensch zu sehen.“ Vor allem für alle, die Reiten und diese Verbindung noch mehr verstehen können, sind Filme wie Rock My Heart ganz besonders. „Das ist eine Faszination, die nie aufhören wird“, sagt Lena. „Außerdem finde ich es gut, dass wir in Deutschland unsere Geschichten erzählen und nicht immer auf Hollywood-Filme warten.“

Der Film setzt den Fokus nicht nur auf den Pferderennsport, sondern bringt mit der Geschichte um Jana auch noch eine gewisse Tiefe mit rein. Was macht diesen Strang der Handlung so wichtig für den Film?

„Wir erzählen nicht nur von einem Pferd und einem Mädchen, sondern wir haben eine höchst emotionale, existenzielle Geschichte zu erzählen“, sagt Lena und lacht. Sie findet vor allem den Strang der Handlung, über ein Mädchen, das hin und hergerissen ist zwischen „ich kann jederzeit mein Leben verlieren“ und „ich will aber trotzdem wie alle anderen sein“,  ist sehr wichtig. „Dieses Hin- und Hergerissen sein können bestimmt viele nachvollziehen, auch in Bezug auf viele andere Aspekten des Lebens“, erklärt Lena.

„Du kannst sie halt einfach nicht kontrollieren“ - zu der Frage wie es ist mit Tieren zu drehen -

Kannst du das auch nachvollziehen?

„Auf jeden Fall“, kommt es wieder prompt, „ich bin auch sehr starrköpfig, eigensinnig und lass mich schwer bremsen.“ Aber auch wenn es um die lebensrettende Operation geht, kann sie ihre Rolle und die Abneigung gegen diese verstehen. „Die 50% Risiko, dass du dabei stirbst. sind glaube ich stets viel präsenter als die die 50% Überlebenschance. Man hat eher das Gefühl man legt sich unter ein „Todesmesser“.“

Gab es eine Kennenlernphase mit „Rock My Heart“ beziehungsweise all den Pferden die ihn gespielt haben?

Im wahrsten Sinne des Wortes haben sie sich im Vorfeld beschnuppern dürfen, erzählt Lena. Und während des Drehs sind sie dann ein Team geworden.

Neben Lena und Emilio spielt auch Dieter Hallervorden als Trainer Paul eine wichtige Rolle. Wie war es neben ihm zu stehen? Hat Lena sich Tipps von ihm geholt?

„Man merkt, dass er ein alter Hase ist und schon viel gemacht hat. Das gibt einem ein gutes und sicheres Gefühl“, sagt Lena. „Es war auch schön mitanzusehen, wie er immer noch so eine Spielfreude hat. Ich habe von ihm gelernt egal wie alt man ist, sollte man nie das Kind in sich verlieren.“

„[...]das es immer weiter geht“ - zu der Frage was man aus dem Film mitnehmen kann -

Du bist ja dieses Jahr auch wieder in  der Fortsetzung von „Fack Ju Göhte“ zu sehen, was eher eine leichte Komödie ist. Wie war der Umbruch zu einem schwerwiegenden Drama? Nimmt man da nach Drehschluss auch was mit nach Hause?

„Man muss als Schauspieler l lernen, dass man sich von einer Rolle schnell distanziert. Ein Stück nimmt man immer mit nach Hause, aber ich geh dann einfach ein bisschen spazieren oder versuche etwas ganz anderes zu machen“, sagt Lena. Sie spricht aus Erfahrung. „Wenn einem das nicht gelingt, merkt man  zum Beispiel häufig, dass man das Erlebte im Schlaf noch weiter verarbeitet. Dann geht man nach dem Aufwachen aber direkt wieder ans Set und so in einen Teufelskreis kommt, der einem nicht gut tut.“

Man sagt immer mit Kindern und Tieren ist es am schwersten zu drehen. Wie stehst du zu der Aussage nach dem Film?

„Du kannst sie halt einfach nicht kontrollieren“, sagt Lena schmunzelnd. Dafür gab es eine Menge zu Lachen, was das nicht „kontrollieren“ entschädigt hat. „So wird es eben nie langweilig.“

„Ich würde gerne mal was ganz anderes drehen.“ - zu der Frage welche Rolle sie als nächstes gerne spielen würde -

An was erinnert sich Lena also noch gerne vom Dreh? Was hat sie mitgenommen von der Zeit am Set oder der Geschichte des Films?                                                                                                                                                      „Es war eine sehr schöne Zeit. Wir haben in Köln gedreht und ich war fast jeden Tag am Set. Das war eine sehr intensive und anstrengende Zeit, aber es hat unglaublich viel Spaß gemacht, sich so in eine Rolle reinzudenken. Außerdem wächst man in so eine Zeit wahnsinnig mit dem Team zusammen, wie eine kleine Familie. Ich bin auch morgens immer direkt erst mal zu den Pferden, das war ein sehr schöner Sommer“, schwärmt sie. Klingt fast wie ein kleiner Mädchentraum, ein Reiterhof für sich allein und reiten ohne Ende.

Wenn Lena sich ihre nächste Rolle aussuchen dürfte, was wäre es?                                                                        „Ich würde gerne mal etwas ganz anderes drehen, weg von dem Stoff für Teenager.“ Lena sieht sehr jung aus, was einem auch hilft, später einmal, wie sie selber sagt, trotzdem würde sie sich gerne mal anderen Themen widmen und zum Beispiel eine junge Mutter spielen.

Was wünscht sich Lena für den Film? Was soll vielleicht auch gerade das junge Publikum, der Film hat ein FSK 6 bekommen, daraus mitnehmen?

„Das man nie seinen Lebensmut verlieren sollen egal was einem für Steine in den Weg gelegt werden, dass es immer weiter geht.“ Genau hier findet der Film vielleicht auch die richtige Balance, zwischen einer spannenden Geschichte mit sehr viel Liebe zum Pferderennsport und der störrischen Jana die am liebsten vergessen würde, dass sie krank ist. Hier ist für jeden was dabei.

„Das man nie aufhören sollte zu kämpfen“, fügt Lena noch hinzu.