Anand Batbileg und Tristan Göbel/ Foto credit: Pamela Tietz
Anand Batbileg und Tristan Göbel/ Foto credit: Pamela Tietz

Mit "Tschick" kam dieses Sommer die Coming of age Geschichte von Bestseller Autor Wolfgang Herrnsdorf ins Kino. Mit uns haben die beiden Hauptdarsteller Tristan (Maik Klingenberg) und Anand (Andrej "Tschick" Tschichatschow) über geklaute Autos, Freundschaft und seltsame Looks gesprochen.

 

Tristan, du hattest ja schon Projekte gemacht, konntest du Anand jetzt schauspielerisch was beibringen?

 

Tristan: Eigentlich nicht, am Anfang haben wir ihm alle geholfen, der Kindercoach und auch Fatih. Und nach 2 Tagen ging das alles wie von allein. 

 

Was macht die Freundschaft zwischen Maik und Tschick so besonders?

 

Anand: Maik und Tschick sind ja beide Außenseiter, die sich durch die Einsamkeit finden und dann ein Abenteuer erleben: Sie fahren mit einem geklauten Lada durch Deutschland und haben ohne Ende Spaß dabei. Dadurch kommen sie sich näher, sodass sich das Ganze zu etwas Besonderem entwickelt.

Tristan: Da entsteht eine Symbiose zwischen den beiden. Sie helfen sich gegenseitig: Maik hilft Tschick sich zu öffnen, weil Tschick äußerlich hart und innerlich liebevoll ist, und er kann sich dann bei Maik aussprechen.

Anand: Ja, weil er ja sonst keinen Vertrauten hat.

Tristan: Und Maik wird durch Tschick selbstbewusster und lernt sich in die Klasse zu integrieren.

Gesetzt den Fall, dass ihr jetzt nach dem Interview zusammen ein Auto klauen würdet: Wohin würde euch die Reise führen?

Tristan: Wir würden kein Auto klauen, aber wenn wir gerade die Möglichkeit hätten, irgendwohin zu fahren, dann würde ich das spontan entscheiden.

Anand: Erst einmal raus aus der Stadt, zum Beispiel an einen See.

Mit einem Lada?

Anand. Nein, nicht mit einem Lada, auch wenn es ein cooles Auto ist.

Tristan: Unser Lada war schon ziemlich alt. In der Maisfeldszene ist der Motor zu heiß gelaufen, so dass das Autoinnere voller Qualm war.

Anand: Das war gleich am ersten Drehtag.

Bei Maik sieht man im Film, wie er wohnt und wie seine Eltern sind. Bei Tschick sieht man das nicht. Habt ihr das mit Fatih trotzdem zusammen ausgearbeitet?

Anand: Nein, das haben wir so gelassen, weil das ein Teil von Tschicks Charakter ist. Man kriegt nicht zu erfahren, ob er Familie hat oder nicht.

Aber ihr habt das nicht theoretisch ausgearbeitet, wie das bei ihm Zuhause aussehen könnte?

Tristan: Nein, das ist sehr offen. Jeder kann sich jeder selbst ausdenken. Wir haben da eigentlich gar nicht drüber geredet.

War das dann nicht schwer zu spielen, so ganz ohne Infos darüber 

Anand: Naja, ich habe die Basis genommen, was man eben weiß: Er kommt aus Russland, wohnt in Hellersdorf, ist etwas assig. Aber ansonsten ist alles offengelassen worden. Bei Maik ist es ja klar: Es gibt Probleme in der Familie, sein Vater hat was mit der Sekretärin und seine Mutter trinkt. Bei Tschick weiß man das eben nicht! Und das macht ihn auch aus.

Tristan: Das macht ihn auch so geheimnisvoll und interessant. Und ich finde es so wie es ist gut. Besser als zu wissen, was gerade mit ihm los ist. So hat jeder seine eigene Vorstellung von Tschick.

Wie findest du Tschicks Look? Hast du dich wohlgefühlt?

Anand: Für die Rolle wurden mir die Haare geschnitten, bevor ich gecastet wurde. Und der Fatih meinte beim Casting, dass ich nicht so wie der Tschick aussehe, wie er ihn sich vorgestellt hat. Und dann fragte er: Wieso schneidest du die nicht so? Vorne noch ein bisschen Haare dranlassen, und alles andere abrasieren? Erstmal war ich skeptisch und wollte das überhaupt nicht machen, dann kam ich nach Hause und habe das meinen Eltern erzählt. Meine Mutter meinte, das sei doch ein traditioneller mongolischer Haarschnitt! Das änderte meine Einstellung zu der Sache: Gut, dann soll es so sein. Am nächsten Tag bin ich zum Friseur und hab mir die Haare rasieren lassen.

Was war eure Lieblingsszene?

Tristan: Ich habe viele Lieblingsszenen, auch die, wo Anand „Auto fahren“ durfte. Er hat zwar Fahrtraining bekommen, durfte aber trotzdem nicht selber fahren. Das Auto wurde von einem Stuntfahrer gelenkt, der auf dem Dach saß.

Anand: Für mich gab es keine schlechten Szenen, mir hat alles Spaß gemacht.

Hattet ihr Chancen eure eigenen Ideen einzubringen?

Tristan: Fatih hat uns viel Freiheit gelassen, wie wir es spielen können und was wir sagen. Falls wir mal etwas nicht so gut fanden, wie es im Drehbuch stand, konnten wir schon mit ihm reden.

Anand: Wir haben sehr viel geändert am Drehbuch. Vieles wurde gestrichen oder reingeschrieben, das war so eine Art Experiment.

Wo habt ihr denn gedreht?

Tristan: Brandenburg vor allem.

Ist es schön dort?

Tristan: Ja, also ich wohne ja dort. Ist sehr grün. Sehr idyllisch. Man kann sich auch mal draußen hinsetzen, sich eine Brause nehmen und abhängen. In der Stadt hast du dann vor deinem Haus vielleicht eine S-Bahn oder Blaulicht. Da finde ich mein Dorf entspannter.

Wenn ihr euch mit den Charakteren vergleicht, die ihr spielt: Gibt es Gemeinsamkeiten? Oder unterscheidet ihr euch sehr von dem, was ihr spielen müsst?

Anand: Ich glaube, es gibt keine Gemeinsamkeiten zwischen mir und Tschick: Er raucht, er trinkt, er klaut ein Auto. Das mache ich nicht! Und auch wie er von außen wirkt! Er gibt sich als harten Kerl und der bin ich nicht.

Tristan: Ich habe auch nicht so viel gemeinsam mit Maik, eigentlich gar nichts. In meiner Klasse verhalte ich mich „normal“ würde ich sagen, und ich habe auch gute Freunde.

Macht es das denn schwieriger zu spielen?

Anand: Das macht mehr Spaß, jemand zu sein, der man nicht ist. Wenn ich mich selbst spielen würde, wäre das ja einfach, aber nicht so lustig. Man würde sich auch nicht wirklich vorbereiten müssen, hätte keine neue Erfahrung.

Was kommt als nächstes?

Tristan: Ich habe jetzt gerade erst gedreht, in Norwegen, ein Vater-Sohn-Drama, ein Kinofilm. „Helle Nächte“ heißt er. Dafür waren wir 4 Wochen in Norwegen, das war wirklich schön gewesen, und noch freier als bei mir auf dem Land. Es sind so 10 km bis zum nächsten Supermarkt und in Norwegen braucht man 50 km, bis man irgendwo ankommt.

Wie ist denn jetzt eurer „Coolness Faktor“ in der Schule?

Anand: Der hat sich kaum geändert. Ein paar Leute sprechen mich darauf an, aber nicht so viele.

Tristan: Ich wurde mal im Bus angesprochen und dann haben sie mich ein bisschen zum Film befragt, ist eben nicht mehr so viel Privatsphäre wie vorher. Aber damit rechnet man dann schon. Vor allem, wenn das ein heftiges Buch ist und man hofft, dass der Film ebenso heftig wird.

Anand, das war deine erste Rolle, kannst du dir weiterhin vorstellen, als Schauspieler tätig zu sein?

Anand: Ja, kann ich mir schon vorstellen. Aber ich weiß noch nicht, was ich in der Zukunft machen möchte.

 

Tristan: Ich möchte auch weiterhin gerne als Schauspieler arbeiten. Ist schon ein komplett anderer Job als im Büro tätig zu sein, weil du viel reist und neue Leute triffst. Nach jedem Film kommst du zu deinem alten Ich zurück und wenn du dann einen neuen Film bekommst, musst du dich wieder in eine andere Rolle reinversetzten. Das finde ich das Spaßige an dem Job und deswegen will ich das auch weiterhin machen.