Blogtour Tag 5 - Leben davor und danach

In den letzten Tagen habt ihr eine Menge rund um den Krebs erfahren, was Krebs ist, über die Hoffnungen, über die Vorsorge und auch über den sportlichen Aspekt. Aber was bedeutet es eigentlich Krebs zu haben, inwiefern verändert sich dadurch das Leben? Ist es wie in einen Zug einzusteigen und wenn man aussteigt ist man geheilt und alles kann weiter gehen wie zuvor? Hat die Krankheit noch andere Auswirkungen auch nachdem man sie überstanden hat? Wie sieht das Leben davor aus und vor allem wie danach? Und genau darum soll es heute gehen.

Manche Dinge erscheinen uns gar nicht schwer, wie das Atmen, das einen Fuß vor den anderen setzten, das Einschlafen und das Aufwachen und das Essen und Trinken. Trotzdem gibt es Menschen denen genau diese einfachsten Dinge so viel schwerer fallen als uns, die nicht alleine atmen können oder eine Hilfe brauchen, die davon Träumen alleine gehen zu können, die Nachts wach liegen, für die Essen und Trinken ein Kraftakt ist. Diese Dinge die wir gar nicht mehr wirklich wahr nehmen, weil sie zu unserem Alltag gehören und wir nicht nachvollziehen können das jemand anderes daran scheitern könnte. Und jetzt stell dir mal vor jemand erzählt dir das er Krebs hat, das sein ganzes Leben plötzlich von 100 auf 10 Prozent herunter geschraubt wurde, das seine Achterbahn plötzlich in die Tiefe rast und nichts mehr sicher erscheint. Wie sieht sein Leben nun aus, neben deinem, neben dem eines gesunden Menschen, der nichts zu befürchten hat.

Und während du Reisen planst, deine Zukunft, dein ganzes Leben, zählt für diesen Menschen jeder einzelne Tag so viel mehr als ein Jahr für dich. Bei ihm ist eine Bombe eingeschlagen und diese hat einen Krater in sein Leben gerissen. Genauso geht es Max in "Krebsmeisterschaft für Anfänger". Er sieht sich einem schwarzen Nichts gegenüber, bekommt Panik und steht dann wieder auf um sich dem Kampf zu stellen. Trotzdem ist nichts mehr wie vorher. Hat er während der Sommer anbrach mit seinen Freunden Mädchen aufgerissen, sitzt er nun im Krankenhaus und zählt die Chemotage, er macht sich keine Gedanken um seine Sommerferien, um die Schule, Arbeit oder ähnliches, für ihn geht es um so viel mehr als all diese Kleinigkeiten, die uns doch so normal erscheinen. Welche Stadien Max durchlief, welche Höhen und Tiefen er durchlebte, konntet ihr die letzten Tage lesen. Er stieg in den Krebszug und er stieg wieder aus, aber was kam dann?

Und dann wenn das Licht die Dunkelheit in Max leben durchbricht, wenn wir denken das nun doch alles wieder gut sein müsste, schleicht sich eine zweite Krankheit heran. Du musst dir das vorstellen wie ein Marathon den du gerade gelaufen bist, die ganze Zeit hieß es nur, wenn du es schaffst dann geht dein Leben weiter aber worüber du die ganze Zeit nicht nachdenken wolltest war: was passiert, wenn ich es nicht schaffe? Der Tod ist endlos, ein Universum das sich uns erst erschließt wenn wir selber sterben, aber wer denkt schon gerne darüber nach während er doch am Anfang seines Lebens steht. Max, der sich all die Zeit nur mit dem Kampf um sein Leben beschäftigt hat, wird plötzlich klar das er es geschafft hat, das er nicht kurz vor dem Ziel zusammen gebrochen ist, dass er die Linie durchlaufen ist, und nun prasseln all diese nicht gedachten Gedanken auf ihn ein. Tod, Beerdigung, Angst. Was wenn? Und wo wäre er jetzt, was würden die anderen ohne ihn machen, all diese grausamen Gedanken, die man sich nicht zu denken wünscht, die man nicht mehr denken muss, weil man doch lebt, sie holen Max ein. Ein Außenstehender, wie Max Eltern, können dies in keinem Fall nachvollziehen, sind sie doch nur Anteilhaber dieser Krankheit, aber nicht selbst diesen Marathon gelaufen. Eine Unsichtbare Krankheit, das "Bobby-Syndrom" wie Max es nennt. Da wurde dein Leben um 180 Grad gedreht, statt Mädchen abzuschleppen erscheint dir dein Leben wieder bunter, greller, reingewaschen und alle Möglichkeiten offen.

Krebs hast du nicht alleine, sagt Max einmal im Buch. Nein denn du lebst auch nie alleine, da gibt es deine Eltern, Freunde, Geschwister, Verwandte. All diese kämpfen zwar nicht direkt mit ihm, aber sie täten es, wenn sie könnten, sie würden ihm die Schmerzen abnehmen. Auch ihr Leben ändert sich, auch sie sind dankbar für jeden Tag mit ihm, dafür das er lebst und es auch weiterhin noch tut. Wir nehmen jeden Tag für so selbstversändlich und merken gar nicht mehr wie die Zeit vergeht. Zeit ist für uns nur ein Begriff, für Max und all die anderen ist es so viel mehr.

Das Leben davor: Offen, weit, endlos, Tage voller lachen, trinken, küssen, lieben, leben. Ein Tag wie der anderen.

Das Leben danach: So viel größer und viel endlicher als das davor. Deine Wünsche kleiner, aber wichtiger. Ein Atemzug bedeutender, Ein Fuß vor den anderen setzten, bewegender. Einschlafen und dann wieder aufwachen, schöner.

Ich glaube das diese Menschen vielleicht die schlimmste Zeit ihres Lebens hatten, aber das es gleichzeitig ein Geschenk ist, das Geschenk zu erkennen was es bedeutet zu Leben und dies auch zu nutzen, für jede Sekunde die ihnen bleibt.

Und ich glaube fest daran das sie glücklich sind, vielleicht sogar glücklicher als wir.